Kaffee | Medienmitteilung | International | Presse
Fairtrade erhöht den Mindestpreis für Kaffee
Höhere Preise für mehr Planungssicherheit und Zukunftsperspektive
Der neue Fairtrade-Mindestpreis für gewaschene Arabica-Bohnen – die mehr als 80 Prozent des gesamten verkauften Fairtrade-Kaffees ausmachen – beträgt künftig 1,80 US-Dollar pro Pfund (lb), eine Erhöhung um 40 Cent gegenüber dem bisherigen Preis. Der Aufschlag für Fairtrade-Kaffee, der zusätzlich biologisch angebaut wurde, steigt um ein Drittel von 30 auf 40 Cent pro Pfund. 2021 war über die Hälfte des verkauften Fairtrade-Kaffees auch Bio-zertifiziert.
Trotz des jüngsten Anstiegs der Kaffeepreise auf dem Weltmarkt haben Kaffeebäuer:innen mit Inflation, explodierenden Produktionskosten und Ernteausfällen aufgrund der Auswirkungen der Klimakrise zu kämpfen. Mit dem neuen Mindestpreis bietet Fairtrade ein Sicherheitsnetz, das besser an diese krisenbehafteten unsicheren Zeiten angepasst ist. Liegen die Weltmarktpreise über dem Mindestpreis, erhalten die Kooperativen den höheren Preis.
„Für viele Kaffeebäuer:innen ist der Kaffeeanbau nicht mehr rentabel und die nächste Generation sieht im Kaffee keine Zukunft mehr. Der neue Fairtrade-Mindestpreis schafft nicht nur finanzielle Stabilität sondern auch Perspektiven. Dies stärkt die Kaffeebäuer:innen in Krisenzeiten und sichert langfristig globale Lieferketten“, erläutert Katja Schmittner, Business Development Managerin Kaffee von Fairtrade Max Havelaar.
Zusätzliche Fairtrade-Prämie für Projekte vor Ort
Fairtrade-Kaffee wird weltweit von rund 900‘000 zertifizierte Kaffeebäuer:innen angebaut, und zwar in über 650 Produzentenorganisationen in 31 Ländern. Neben dem Mindestpreis erhalten sie einen zusätzlichen finanziellen Aufschlag, die Fairtrade-Prämie, die unter anderem in Projekte zur Verbesserung der Produktivität, der Klimaanpassung, der Qualität sowie der Infrastruktur vor Ort investiert wird. Über die Anwendung der Mittel entscheiden die Kooperativen selbst. In den letzten fünf Jahren haben Fairtrade-zertifizierte Kaffeeproduzenten-Organisationen mehr als 400 Millionen Euro an Prämien erwirtschaftet.
„Wenn wir die Armut in der globalen Lieferkette ernsthaft bekämpfen wollen, muss jeder in der Lieferkette – von den Konsumenten über die Detailhändler bis hin zu den Tradern – seinen Teil dazu beitragen und den Bäuer:innen ihren gerechten Anteil zahlen“, sagt Silvia Gonzalez, Managerin beim nicaraguanischen Kaffeeproduzenten UCA Miraflor und Vorstandsmitglied des regionalen Fairtrade-Produzentennetzwerks CLAC.
Fairtrade fordert, dass kostendeckende nachhaltige Preise, für die alle Beteiligten der Lieferkette Verantwortung tragen, bei der Entwicklung des europäischen Lieferkettengesetzes berücksichtigt werden.
Schritte hin zum existenzsichernden Einkommen
Die Anhebung des Mindestpreises ist ein wichtiger Schritt für mehr finanzielle Stabilität. Über den obligatorischen Fairtrade-Mindestpreis hinaus hat Fairtrade für einige Länder Referenzpreise für ein existenzsicherndes Einkommen (Living Income Reference Price) entwickelt. Diese geben Preise an, die Bäuer:innen erhalten müssten, um mit ihrem Kaffee ein existenzsicherndes Einkommen erzielen zu können. Gleichzeitig müssen weitere Voraussetzungen, beispielsweise eine rentable Betriebsgrösse und produktive Anbauweisen erfüllt sein.
Ein existenzsicherndes Einkommen zu erzielen, bedeutet, dass ein Haushalt in der Lage ist, eine angemessene Unterkunft, Lebensmittel, Bildung und Gesundheitsfürsorge bezahlen zu können und Rücklagen für Notfälle vorzuhalten. Importeure und Röster werden ermutigt, diese Preise auf freiwilliger Basis zu zahlen und so einen Beitrag zu leisten, dass Kleinbauernfamilien Fortschritte in Richtung eines existenzsichernden Einkommens machen können.
Zur Entstehung des Fairtrade-Mindestpreises
Fairtrade überprüft regelmässig die Relevanz des Mindestpreises in den verschiedenen Anbauländern in Konsultationen mit den örtlichen Produzentenorganisationen. Das Fairtrade-Standards-Komitee, das über die Überarbeitung des Mindestpreises entscheidet, setzt sich aus Vertreter:innen aus jeweils drei Produzentenkooperativen, drei nationalen Fairtrade-Organisationen, aus einer Gewerkschaft und einem Händler/Importeur.
Um den neuen Mindestpreis zu erreichen, führte Fairtrade eine Analyse der Produktionskosten sowie einen dreimonatigen Konsultationsprozess mit den wichtigsten Interessengruppen durch. Diese umfassten mehr als 540 Mitwirkenden aus 40 Ländern – 86 % von ihnen aus Produzentenorganisationen.
Weitere Informationen
Fairtrade Max Havelaar, Pressestelle, media@maxhavelaar.ch