Häufig gestellte Fragen

Die 8 wichtigsten Fragen zu Fairtrade Max Havelaar

Die Geschichte der Max Havelaar-Stiftung (Schweiz) beginnt 1991/92 mit der Kampagne „sauberer Kaffee“ der sechs grossen Schweizer Hilfswerke Swissaid, Fastenopfer, Brot für Alle, Helvetas, Caritas und HEKS zusammen mit der damaligen Importgenossenschaft 3. Welt OS3 (die heutige claro fair trade AG) und der Weltladenbewegung. Ziel dieser Kampagne war es, in der Schweiz ein Label für fair gehandelten, "sauberen" Kaffee einzuführen. 

Mit der OS3 und den Weltläden gab es also bereits Anbieter von fair gehandeltem Kaffee (mehr zum alternativen Handelsmodell). Warum nun ein Label? Wieso der Aufbau eines umfassenden Systems mit Standards, Zertifizierung und Labelling? Es ging darum, mit einem Labelansatz den fairen Handel aus der Nische zu bringen und über grosse Volumen – konkret über die Grossverteiler – mehr Wirkung für die Produzenten im Süden zu erzielen. Aus diesem Grund war eine zwingende Voraussetzung für die Gründung von Max Havelaar, dass mindestens einer der beiden Grossverteiler Coop und Migros das Projekt mitträgt. Schliesslich wurden beide zu wichtigen Handelspartnern. 

Konventionelle Handelsakteure, welche die Standards von Fairtrade erfüllen, können seither ihre fair gehandelten Produkte mit einem Label auszeichnen.

Dieses Standard-basierte Labelmodell hat sich über die letzten 25 Jahre erfolgreich in verschiedenen Märkten etabliert. Mit einem jährlichen Pro-Kopf-Konsum von 94 CHF (2019) hat es Max Havelaar in der Schweiz geschafft, eine ansehnliche Breitenwirkung für Fairtrade zu erzielen. Allerdings ist der Fortschritt, weltweit gesehen, immer noch bescheiden: Sogar bei den erfolgreichsten Produkten wie Bananen (Marktanteil in der Schweiz 2019: 52%) oder Kaffee liegt der Weltmarktanteil gerade einmal bei ca. 2% - bei Kakao und Baumwolle bei 1% oder noch weniger.

Indes Wirkung lässt sich nicht allein in Franken und Kilo messen. Fairtrade ist viel mehr als ein „fairer Preis“: Im Zentrum steht die Stärkung der Produzentenorganisationen – Mindestpreis und Prämie sind dabei wichtige Faktoren, aber auch demokratische Organisationsstrukturen und Unterstützung vor Ort sind essentielle Instrumente. Entscheidend sind langfristig höhere und stabilere Einkommen. Dabei sind Investitionen in die Produktivität ein wichtiger Schlüssel, da sie wiederum zu höheren Mengen und damit höherem Einkommen führen. Ebenso bedeutend ist die Wirkung für die Dorfgemeinschaften – zum Beispiel durch die Investition der Prämien in Bildung, medizinische Versorgung oder sauberes Wasser.

Dass es für die vielen Kleinproduzenten im Süden richtig ist, dass Fairtrade Max Havelaar mit grossen Handelspartnern auf Volumen setzt, zeigen diverse Wirkungsstudien (u.a. der Universitäten Harvard, Saarbrücken, Göttingen): Fairtrade ist ein bedeutender Faktor für ein geregeltes Einkommen der Bauern, für bessere Anstellungsbedingungen der Arbeiter, Demokratisierungsprozesse zur selbständigen Entwicklung der Kleinbauern und Arbeiterinnen sowie für den nachhaltigen Umgang mit natürlichen Ressourcen.

Die Marktrealität hat sich allerdings in den letzten Jahren stark verändert: Für immer mehr Unternehmen ist Nachhaltigkeit ein Thema. Oftmals liegt der Fokus dabei auf einzelnen Schlüsselrohstoffen und nicht auf der Zertifizierung des Endprodukts. Um in diesem Umfeld maximale Vorteile für die Kleinproduzenten zu erwirken und gleichzeitig ein interessanter Partner für den Handel zu sein, wurden bei Fairtrade neue Ansätze nötig – zum Beispiel ein Programm-Label für einzelne Rohstoffe, das die Volumen und damit die Wirkung für die Kleinbauern erhöht.

Viele Kleinbauernfamilien und Angestellte im globalen Süden leben konstant an der Schwelle zur Armut oder darunter – sie haben weder eine berufliche Alternative noch eine Perspektive innerhalb der Landwirtschaft. Kleinbauern leiden unter schwankenden Rohstoffpreisen und nicht selten auch unter den Folgen des oftmals ausbeuterischen lokalen Zwischenhandels. Zentrales Thema sind zudem steigende Lebenshaltungskosten und der Klimawandel, verbunden mit der Angst vor Ernteverlusten. In diesem komplexen und oft von Armut geprägten Kontext operiert Fairtrade – mit dem Ziel, die Produzenten über den Handel langfristig zu stärken.

Weltweit sind 1.4 Milliarden Menschen von absoluter Armut betroffen (weniger als 1.25 USD Kaufkraftparität pro Tag). Die meisten von ihnen (70%) leben auf dem Land, wo kleinbäuerliche Landwirtschaft die Haupteinkommensquelle darstellt. In diesem Kontext sind viele Kleinbauern völlig abhängig von ausbeuterischen Zwischenhändlern, die sie mit überteuertem Saatgut und Dünger versorgen und dann die kleinen Produktionsvolumen zu einem Preis aufkaufen, der oftmals nicht einmal die Produktionskosten deckt. Sie besitzen zwar Land, stecken aber gleichzeitig in einer Armutsfalle. Dies führt dazu, dass sie nicht selten ihre Felder verlassen, weil sie ihre Familien nicht mehr ernähren können. Kleinbauern sind jedoch wichtige Pfeiler in der Versorgungssicherheit: Sie produzieren weltweit 50% aller Nahrungsmittel und über 80% der in Entwicklungsländern konsumierten Nahrungsmittel. Die Förderung der kleinbäuerlichen Landwirtschaft ist ein zentrales Instrument im Kampf gegen Armut und Hunger. Hier setzt Fairtrade mit einer umfassenden Strategie an.  

Fairtrade ist nicht in einem Vakuum tätig

Fairtrade ist ein freiwilliges Zertifizierungssystem, welches voraussetzt, dass sich die Kleinbauern organisieren und ihre Produkte gemeinsam vermarkten. Mehr als 1.66 Millionen Kleinbauern und Arbeiter in 75 Ländern haben sich angeschlossen. Neben höheren und stabileren Einkommen bedeutet das für die Produzenten vor allem auch Selbstbestimmung und Verantwortungsübernahme dank Mitbestimmung in demokratisch organisierten Kooperativen und Arbeitergremien. Sie entscheiden unter anderem selbständig und demokratisch über die Verwendung der Fairtrade-Prämie. In Kleinbauernkooperativen wird die Prämie hauptsächlich in die Verbesserung der Produktion und Qualität investiert, aber auch Gemeinschaftsprojekte wie der Bau von Schulen, Investitionen in Wasserprojekte oder in die medizinische Versorgung tragen wesentlich zur Entwicklung einer Organisation sowie auch ganzer Regionen bei.

Genau hier setzt Fairtrade mit seinem auf unternehmerische Stärkung ausgerichteten Label an: Die Bäuerinnen und Bauern sollen mit ihren Ressourcen eine grössere Wertschöpfung erzielen können, indem sie sich zusammenschliessen und ihre Produkte gemeinsam in grösseren Mengen und direkter einkaufen und verkaufen. Im Zentrum von Fairtrade stehen also nicht nur der Mindestpreis, die Prämie und der Marktzugang. Diese Instrumente sind indes fundamental, um die (entstehende) Bauernorganisation zu schützen und ihr zusätzliches Kapital zukommen zu lassen, das sie für eine eigenständige Entwicklung und für ertragreiche Investitionen benötigt.

Dennoch: Auch eine Fairtrade-Zertifizierung vermag im oft schwierigen Kontext, in dem sich die Produzenten in den Entwicklungs- und Schwellenländern bewegen, nicht alle ökonomischen, sozialen und politischen Probleme zu lösen. Vielmehr ist Fairtrade ein Prozess, bei dem es um Empowerment und langfristige Entwicklung geht: Kleinbauern und Arbeitskräfte schliessen sich zusammen und packen gemeinsam Schritt für Schritt tief verwurzelte Probleme an, um eine bessere Zukunft für sich, ihre Familien und ihr soziales Umfeld zu schaffen - nicht nur für heute, sondern vor allem auch für die nächsten Generationen.

Gemeinsam zu einer stärkeren Verhandlungsposition

Ein zentrales Element in diesem Entwicklungsmodell ist der Aufbau von starken demokratischen Organisationen. Der in den Fairtrade-Standards vorgeschriebene Zusammenschluss zu Kooperativen ermöglicht es Kleinbauern, gemeinsam und gestärkt am Markt aufzutreten, was ihnen eine bessere Verhandlungsposition verschafft. Auch der Austausch und das Weitergeben von Wissen werden dadurch gefördert. So können sich die Produzentenorganisationen weiter professionalisieren und der Bauernberuf bleibt auch für die nächste Generation attraktiv. Dies kommt der gesamten Gesellschaft zugute.

Fairtrade Max Havelaar vergibt in der Schweiz das Fairtrade-Label für nachhaltig produzierte und fair gehandelte Produkte aus dem globalen Süden. Diese Produkte und Rohstoffe werden in der Regel in der Schweiz weiterverarbeitet, vermarktet und konsumiert.

Für die Kleinbäuer:innen im globalen Süden ist es entscheidend, dass sie einen möglichst grossen Anteil ihrer Ernte zu Fairtrade-Bedingungen verkaufen können. Für sie spielt es keine Rolle, ob ihre Rohstoffe letztlich in einer Tafel Schokolade, einem Joghurt oder als Schoggipulver auf einem Cappuccino veredelt werden. Deshalb gibt es zwei Labels für den unterschiedlichen Bedarf. 

Fairtrade Produkt-Label

In Produkten mit dem Fairtrade Produkt-Label müssen alle Rohstoffe aus dem fairen Handel stammen. Davon ausgenommen sind Zutaten, die nicht aus fairem Handel verfügbar sind, beispielsweise Wasser, Eier, Milch, Mehl oder Salz. Es gilt die Regel „All that can be Fairtrade, must be Fairtrade“.

Bei zusammengesetzten Produkten, d.h. Produkten, welche aus mehreren Zutaten bestehen (z.B. Schokolade, Guetzli oder Glace), gilt: Der Anteil der Fairtrade-Zutaten muss mindestens 20% des gesamten Produkts betragen. [1]

In einer Schokolade mit dem Fairtrade Produkt-Label muss also jede Zutat, so weit aus fairem Handel erhältlich, aus Fairtrade-zertifizierten Quellen stammen – von Kakao und Zucker bis hin zu Vanille oder Mandeln.

Bei Monoprodukten, d.h. Produkten, die nur aus einer Zutat bestehen (z.B. Kaffee, Reis, Bananen, Zucker), gilt: Das ganze Produkt ist immer zu 100% Fairtrade.

Fairtrade-Label für Einzelzutaten

Die Fairtrade-Label für Einzelzutaten beziehen sich nicht auf das ganze Produkt, sondern auf einen einzelnen Rohstoff. Mit dem entsprechenden Label, z.B. für Kakao wird gekennzeichnet, dass der Hersteller für seine Schokolade-Produktion ausschliesslich Kakao aus fairem Handel verwendet. Es gelten dabei die gleich strengen Standards wie für das Fairtrade Produkt-Label.

Mit dem Kakao-Label kann der Schoggi-Hersteller beispielweise einheimischen Zucker für seine Schokolade verwenden und gleichzeitig auf Fairtrade-Kakao setzen. So kann die Schokoladenindustrie ihre Swissness bewahren und gleichzeitig den Fairtrade-Kakao-Produzenten im Süden einen grösseren Absatz ermöglichen.

Alle Fairtrade-Labels im Überblick

[1] Für die Kleinbauern ist es wichtig, dass ihre Rohstoffe bereits ab 20% Anteil in zusammengesetzte Produkte einfliessen können, denn dadurch können ihre Rohstoffe in viel mehr Produkten eingesetzt werden. Heute fliessen rund 900 Tonnen, d.h. rund 2/3 des importierten Fairtrade-Zuckers, in zusammengesetzte Produkte, davon etwas mehr als 10% in Schokolade und rund 56% in Guetzli, Glaces und Süssgetränke wie z.B. Eistee oder Schokodrinks. Würde man den Mindestanteil auf 50% erhöhen, würden diese Umsätze gerade bei Glaces und Guetzli deutlich sinken, da bei Guetzli und Glace aufgrund der Rezepturen der effektiv mögliche Fairtrade-Anteil oft unter 50% liegt

Die Max Havelaar-Stiftung (Schweiz) finanziert sich nicht durch Spenden, sondern durch die Lizenzeinnahmen der Handelspartner. 2019 lagen diese bei 8,6 Mio. CHF. Wohin fliessen sie? Für eine wirksames internationales Fairtrade-System ist eine professionelle Organisation unabdingbar – gerade um sicherzustellen, dass das Geld und die Unterstützung durch Know-how dort ankommen, wo sie ankommen sollen: bei den Kleinbauern und Arbeiterinnen im globalen Süden. Mit den Lizenzgebühren bezahlen unsere Handelspartner die Dienstleistungen, die Fairtrade für sie erbringt.

Die Lizenzgebühren werden eingesetzt für:

  •     direkte Produzentenunterstützung durch unseren Dachverband Fairtrade International
  •     Standard-Entwicklung und internationale Projekte von Fairtrade International
  •     Qualitätssicherung und Koordination der Supply Chain
  •     Marktaufbau, Kommunikation und Information in der Schweiz
  •     Administration der Max Havelaar-Stiftung

Nach den Anfangsinvestitionen zum Aufbau einer wirksamen Organisation erzielt Max Havelaar seit einigen Jahren immer mehr Effizienz und Skaleneffekte. Diese Entwicklung verfolgen wir weiter: Fairtrade Max Havelaar hat in ihrer Mehrjahresplanung als Ziel festgeschrieben, die Lizenzgebühren prozentual weiter zu senken. Gleichzeitig werden wir weiterhin bewusst in die Zukunft investieren. Dies mit dem erklärten Ziel, die Organisation im Norden möglichst effizient zu halten und gleichzeitig maximale Wertschöpfung im Süden zu generieren.

Die folgende Grafik zeigt, dass in den letzten Jahren der Gesamtumsatz deutlich gewachsen ist – während die Kosten und der Personalbestand weitgehend stabil geblieben sind und die durchschnittlichen Lizenzgebühren substanziell abgenommen haben. (Die Grafik zeigt indexierte Key Performance Indicators (KPI) – dies sind relevante Kennzahlen zur Beurteilung des Organisations-Fortschritts.) 

Wenn ein Produkt das Fairtrade-Label trägt, stammt sein Inhalt im Normalfall (über 80% der Fairtrade-Umsätze in der Schweiz) 1:1 von Fairtrade-zertifizierten Produzentenorganisationen. Das heisst, die Banane mit dem Fairtrade-Label wurde von einem Fairtrade-Bauern gepflückt. Dasselbe gilt für sämtliche Fairtrade-Früchte, -Rosen, -Kaffee, -Reis, -Honig, -Nüsse sowie für Fairtrade-Gewürze.

Bei Kakao, Zucker, Fruchtsaft und Tee ist diese physische Rückverfolgbarkeit momentan noch nicht immer möglich. Die Herstellung von Orangensaft beispielsweise ist ein aufwendiger maschineller Prozess, der in grossen Verarbeitungsanlagen stattfindet. Die Orangenbauern verfügen in der Regel nicht über entsprechende Produktionsmittel, sondern liefern ihre Orangen in grossen Produktionsanlagen ab, wo die Orangen versaftet und anschliessend zu Konzentrat verarbeitet werden. Bei diesem Prozess können konventionelle und fair produzierte Orangen vermischt werden. Müssten hier komplett separate Verarbeitungsanlagen für Fairtrade aufgestellt werden, würden die Kosten so hochschnellen, dass die Produktion nicht mehr rentabel wäre. Die Fairtrade-Bauern würden aus dem Markt verdrängt. Daher ist der Mengenausgleich eine entwicklungspolitische Notwendigkeit. 

Diese Produkte sind mit dem Hinweis „mit Mengenausgleich“ gekennzeichnet. Total darf natürlich nur so viel Fairtrade-Orangensaft verkauft werden, wie entsprechend Fairtrade-Orangen eingekauft wurden. Die Konsumentinnen und Konsumenten haben wie immer die Gewissheit, dass für die Menge gelabelter Fairtrade-Produkte, die üblichen Fairtrade-Vorteile wie Fairtrade-Prämie und Mindestpreis bei der zertifizierten Produzentenorganisation ankommen.

Vergleichbarkeit mit der Einspeisung von Ökostrom

Aus der Steckdose des Ökostromkunden kommt nicht reiner Ökostrom, sondern ein Mix von Atom-, Wind,- Wasser-, Kohle- und Solarstrom. Um den Ökostrom komplett getrennt zu halten, wäre ein eigenes getrenntes Verteilernetz erforderlich, was enorme Folgekosten verursachen würde.

Weitere Informationen: www.maxhavelaar.ch/mengenausgleich

Fairtrade stärkt die Kleinbäuer:innen, Plantagenarbeiter:innen und ihre Familien im globalen Süden, damit sie ihre Lebensbedingungen aus eigener Kraft nachhaltig verbessern können. Bei Fairtrade geht es um einen Entwicklungsprozess – einen Weg der Veränderung in Kooperation mit allen Akteuren entlang der Wertschöpfungskette – vom Produzent über den Handel bis zum Konsument. Fairtrade ist neben „Bio“ das Nachhaltigkeitslabel, dessen Wirkung am umfassendsten durch wissenschaftliche Studien erforscht wurde. 

Das bewirkt Fairtrade:

  • Verbesserte Einkommenssituation und mehr finanzielle Stabilität für Kleinbauern, dank Mindestpreisen, Fairtrade-Prämien und Investitionen in Produktivität und Qualität
  • Selbstbestimmung und Verantwortungsübernahme durch die Stärkung demokratischer Strukturen in den Kooperativen und Arbeiterkomitees
  • Geregelte Arbeitsbedingungen und verbesserter Gesundheitsschutz für Plantagenarbeiter, dank klaren Standards und regelmässigen Kontrollen
  • Schutz der natürlichen Ressourcen und Förderung der Bio-Landwirtschaft durch entsprechende Anforderungen in den Fairtrade Standards sowie ein garantiertes Bio-Differential, d.h. für biologisch produzierte Fairtrade-Produkte erhalten die Bauern immer einen höheren Preis

Die Fairtrade-Prämie erhalten die Produzenten ergänzend zum Verkaufspreis. Sie entscheiden demokratisch darüber, für welche Projekte sie das Geld verwenden. Die Projekte müssen der sozialen, wirtschaftlichen oder ökologischen Entwicklung der Gemeinschaft dienen.

Neben Fairtrade Max Havelaar gibt es verschiedene weitere Fairhandelsorganisationen. Sie alle haben ein gemeinsames Ziel: den Welthandel fairer zu gestalten. Die Wege dahin sind bewusst unterschiedlich gewählt und ergänzen sich. Ziel der Max Havelaar-Stiftung ist es, fair gehandelte Produkte auch über die grossen Handelspartner einer breiten Bevölkerungsschicht zugänglich zu machen – damit möglichst viele Produzenten im globalen Süden von Fairtrade-Bedingungen profitieren und möglichst viele Konsumenten Zugang zu Fairtrade-Produkten zu erschwinglichen Preisen haben.

Der faire Handel ist mit sehr unterschiedlichen Produzenten- und Handelsrealitäten konfrontiert. Es braucht darum verschiedene Ansätze, damit eine möglichst grosse Zahl von kleineren Produzenten bei der Verbesserung ihrer Lebensbedingungen unterstützt werden kann. Während die ATOs (Alternative Trade Organizations) beim Handelsmodell ihre Produkte selber und möglichst direkt von den ihnen bekannten Produzentenorganisationen beziehen, arbeitet das Fairtrade-Labelmodell mit einem Standard-Kodex, bei dem alle mitmachen können, die ihn erfüllen. Damit wird mehr Volumen generiert, wodurch eine grössere Anzahl von Produzenten vom fairen Handel profitieren kann. Gemeinsam sind dem Handelsmodell der ATOs und dem Fairtrade-Labelmodell der Mindestpreis, die Prämie und die Förderung demokratischer Strukturen.

Nicht alle alternativen Handelsorganisationen verwenden ein einheitliches Label. Sie stützen sich jedoch weitgehend auf die gleichen Standards, stehen hinter dem Fairtrade-Zertifizierungssystem und nutzen dieses auch selber. Gleichzeitig engagieren sich die verschiedenen Fairhandelsorganisationen beim Dachverband Swiss Fair Trade für gemeinsame Ziele.

Die Fairhandelsorganisationen werden mehrheitlich von den grossen Schweizer Hilfswerken getragen – im Bewusstsein, dass innerhalb des gemeinsamen Ziels, den Welthandel fairer zu gestalten, unterschiedliche Wege bestehen. Die Hilfswerke unterstützen beide Ansätze.

Erklärung der beiden Modelle

Fairtrade Max Havelaar und die anderen Fairhandelsorganisationen arbeiten mit unterschiedlichen Ansätzen:

Beim Handelsmodell importieren die ATOs (Alternative Trade Organizations) ihre Produkte selber und möglichst direkt von den Produzentenorganisationen. Normalerweise pflegen ATOs einen intensiven Kontakt zu diesen Produzentenorganisationen und unterstützen sie mit konkreten Projekten. Insbesondere die Vergrösserung der Wertschöpfung im Herkunftsland ist ein grosses Anliegen. ATOs legen grossen Wert auf die Bezahlung von Mindestpreisen und Prämien und auf das Bereitstellen von Vorfinanzierungen und langfristigen Beschaffungsplänen. In der Regel sind ATOs breiter aufgestellt als Fairtrade Max Havelaar: Neben Nahrungsmitteln und Textilien handeln sie oft auch mit Lederwaren und Kunsthandwerk. ATOs verfolgen den Ansatz, dass Konsumenten und Produzenten näher zusammengeführt werden müssen.

Das Labelmodell von Fairtrade Max Havelaar sorgt dafür, dass sich das Handelsmodell der ATOs auch im konventionellen Handel etabliert. Dafür wurden präzise Standards und Kontrollmechanismen entwickelt. Sie umfassen Mindestpreise, Fairtrade-Prämien, Beschaffungspläne, Vorfinanzierungen sowie ökologische und soziale Kriterien. Konventionelle Handelsakteure, welche die Standards von Fairtrade Max Havelaar erfüllen, können ihre fair gehandelten Produkte mit dem Fairtrade-Label auszeichnen und in ihren Läden, Restaurants und Hotels anbieten.

Dank der guten Verfügbarkeit von Fairtrade-Produkten sind Herr und Frau Schweizer Fairtrade-Weltmeister. Jährlich konsumieren sie Fairtrade-Produkte im Wert von 83 Franken. Dass das Labelmodell gerade über die grossen Mengen Wirkung zeigt, beweisen verschiedene wissenschaftliche Studien: Fairtrade hat positive Auswirkungen auf das Einkommen der Bauern, die Anstellungsbedingungen der Arbeiter, Demokratisierungsprozesse und den Umgang mit natürlichen Ressourcen.

Fairtrade-Standards und Wirkung

Fairtrade-zertifizierte Produzentenorganisationen haben im Jahr 2018 ca. 188 Millionen Euro Prämie erhalten – zusätzlich zum Verkaufspreis für ihre Rohstoffe und Produkte. Die totalen Kosten für die Zertifizierung beliefen sich im Vergleich auf knapp 4.14 Millionen Euro. Im Vergleich alleine zu den Fairtrade-Prämiengeldern machen die Zertifizierungskosten also nur einen Bruchteil aus.

Die Kosten der Zertifizierung variieren je nach Grösse der Produzentenorganisationen. Die kleinsten Kooperative im Fairtrade-System zählen nur wenige Mitglieder, die grössten mehrere Zehntausend. Der Zeitaufwand für die Kontrollen ist sehr unterschiedlich und abhängig von der Grösse der Bauern-Kooperative, des Gebietes in dem die Kooperativenmitglieder leben, der Organisationsstruktur und der Anzahl der unterschiedlichen Produkte, die zertifiziert werden sollen. Bei kleinen Organisationen bleiben die Inspekteure ca. drei bis vier Tage vor Ort, bei den grössten Kooperativen kann die Kontrolle auch mehrere Wochen dauern. Die Zertifizierung und Kontrolle nach Fairtrade-Standards wird von der FLOCERT GmbH unabhängig durchgeführt.

In der Regel schaffen es die Kooperativen, selbständig für die Zertifizierungskosten aufzukommen. Fairtrade International unterstützt mit dem Producer Certification Fund aber unter anderem auch die Kleinbauernorganisationen, welche die Kosten der Zertifizierung nicht alleine tragen können.

Darüber hinaus hilft Fairtrade International den Produzentenorganisationen, die Standards zu erfüllen. Die Berater der „Producer Services & Relations“ besuchen die Kooperativen, bieten themenbezogene Schulungen an und stehen bei Fragen zur Verfügung. Die Kosten hierfür werden ebenfalls von Fairtrade International getragen.

Die internationalen Fairtrade-Standards basieren auf den drei Säulen Handel, Soziales und Umwelt und zielen somit auf die ökonomische, soziale und ökologische Entwicklung der Produzentinnen und Produzenten im globalen Süden ab.

Für die unterschiedlichen Situationen in den Produzentenländern gibt es verschiedene Standards. Die wichtigsten sind die Standards für Kleinbauernkooperativen und Plantagen sowie die Standards mit den Handelskriterien. Diese definieren einerseits die Voraussetzungen, die die Produzenten und Händler erfüllen müssen, um die Fairtrade-Zertifizierung zu erlangen (Kern- oder Mindestkriterien). Andererseits formulieren sie weiterführende Ziele, die zertifizierte Produzenten und Händler innerhalb festgelegter Zeitperioden nach der Erstzertifizierung erreichen sollen (Entwicklungskriterien). Da insbesondere die Handelsbedingungen für jedes Produkt unterschiedlich sind, gibt es, ergänzend zu diesen Basis-Standards, zusätzlich spezifische Standards für jedes Produkt. Die Mindestpreise und Prämien werden produkt- und herkunftsspezifisch festgelegt und bei Bedarf angepasst (zur Datenbank der produktspezifischen Standards).

Weitere Informationen zu den Standards

Der Fairtrade-Mindestpreis deckt die Kosten einer nachhaltigen Produktion und wird produktspezifisch in den Fairtrade-Standards definiert. Der Fairtrade-Mindestpreis dient sozusagen als Sicherheitsnetz, indem er für die Produzenten eine Preisabsicherung gegen unten darstellt und ihnen damit Stabilität und Sicherheit gewährt. Steigt der Weltmarktpreis über den Fairtrade-Mindestpreis, so erhalten die Bauernkooperativen und Plantagen den höheren Weltmarktpreis. Fairtrade-Mindestpreise gibt es nicht für jedes Produkt (z. B. nicht für Zucker und Blumen).

Die Fairtrade-Prämie wird den Produzentenorganisationen zusätzlich zum Fairtrade-Mindestpreis ausbezahlt. Das Geld wird für Projekte eingesetzt, welche der ganzen Gemeinschaft zugute kommen. Kleinbauern und Arbeiterinnen entscheiden selbständig und in einem demokratischen Verfahren darüber, welche Projekte sie mit der Prämie realisieren. Neben Investitionen in die Produktion können dies zum Beispiel der Bau von Trinkwasserbrunnen und Schulen, Umstellung auf Bio-Landbau oder subventionierte Arztbesuche sein.

Die internationalen Standards des fairen Handels verbieten jede Form von ausbeuterischer Kinderarbeit. Ausbeuterische Kinderarbeit heisst: Arbeit, die gefährlich oder ausbeuterisch ist oder die Schulbildung oder die seelische oder körperliche Verfassung von Kindern beeinträchtigt. Fairtrade verpflichtet sich, die Ursachen von Kinderarbeit zu bekämpfen und aktiv den Missbrauch und die Ausbeutung von Kindern zu verhindern. Die Fairtrade-Produzentenorganisationen werden regelmässig durch qualifizierte Inspektoren kontrolliert. Falls trotz des klaren Verbots ein Fall von ausbeuterischer Kinderarbeit entdeckt wird, leitet Fairtrade sofortige Massnahmen ein, um die beteiligten Kinder zu schützen. Die Produzentenorganisation, in der ein ausbeuterischer Fall von Kinderarbeit aufgedeckt wurde, wird sofort vom Fairtrade-System suspendiert, bis entsprechende Massnahmen zum Schutz vor Kinderarbeit ergriffen wurden. Die Produzentenorganisationen sind verpflichtet, ein internes Kontrollsystem zu haben, um in ihren Reihen Kinderarbeit zu identifizieren und zu eliminieren.

"Fairtrade engagiert sich im Kampf gegen ausbeuterische Kinderarbeit" (PDF)

Die Einhaltung der Richtlinien für fairen Handel wird unabhängig geprüft durch die ISO-17065 akkreditierte Firma FLOCERT GmbH. Diese arbeitet in über 50 Ländern weltweit und prüft die gesamte Lieferkette vom Anbau des Rohstoffs über den Handel bis zur Verarbeitung in der Schweiz. Die Prüfung erfolgt durch regelmässige Kontrollen sowie, je nach Einschätzung des Risikos, durch zusätzliche unangemeldete Kontrollen.

Mehr Informationen zur Zertifizierung und Kontrolle

Bei bestimmten Produktkategorien können auch Plantagen eine Fairtrade-Zertifizierung erlangen. Fairtrade ist der Auffassung, dass die oftmals unter prekären Bedingungen lebenden Plantagenarbeiterinnen und -arbeiter ebenso zu den am meisten vom Welthandel benachteiligten Gruppen gehören wie Kleinbauern. Daher arbeitet Fairtrade in einigen Produktbereichen – dazu gehören Bananen, Blumen oder Tee – nicht nur mit Kleinbauernorganisationen zusammen, sondern auch mit Plantagen. Die Fairtrade-Standards für Plantagen definieren dabei strenge Anforderungen an die Arbeitsbedingungen auf Plantagebetrieben. Dazu gehören unter anderem das Verbot von Zwangs- und Kinderarbeit, das Recht auf Lohngleichheit, das Recht auf vertragliche Arbeits- und Ferienregelung, Versammlungsfreiheit und Bestimmungen zum Gesundheitsschutz der Arbeiterinnen und Arbeiter.

Aktuell gibt es ca. 210‘900 Arbeiterinnen und Arbeiter auf Fairtrade-zertifizierten Plantagen (2013). Dies sind ca. 17% der Fairtrade-Produzenten, gegenüber 83% Kleinbauern.

Das Fairtrade-System und die Max Havelaar-Stiftung Schweiz

Hinter Fairtrade stehen verschiedene Organisationen. Der Dachverband Fairtrade International wird je zur Hälfte getragen durch Produzenten-Netzwerke und durch nationale Labelorganisationen, darunter die Max Havelaar-Stiftung (Schweiz).

Der Dachverband ist zuständig für die strategische Ausrichtung und die Entwicklung der Fairtrade-Standards. Die drei Produzenten-Netzwerke vertreten die Interessen der Produzenten in Afrika, Asien und Lateinamerika und unterstützen diese vor Ort durch lokale Berater. Die nationalen Labelorganisationen vergeben das Fairtrade-Gütesiegel in den jeweiligen Konsumentenländern und sind zuständig für Informations- und Sensibilisierungsarbeit für den fairen Handel.

Die Produzenten und Händler werden von der ISO17065-akkreditierten Zertifizierungsstelle FLOCERT GmbH unabhängig auf die Einhaltung der Fairtrade-Standards zertifiziert und kontrolliert.

Die folgende Grafik veranschaulicht das Zusammenspiel der unterschiedlichen Akteure des Fairtrade-Systems: Das Fairtrade-System

Die Max Havelaar-Stiftung vergibt in der Schweiz das Fairtrade-Label für Produkte, die nach strengen sozialen und ökologischen Kriterien produziert und fair gehandelt werden. Hauptaufgaben sind die Schaffung von Marktzugang sowie Informations- und Sensibilisierungsarbeit. Die Max Havelaar-Stiftung ist Mitglied von Fairtrade International und orientiert sich an den internationalen Fairtrade-Standards.

Die Max Havelaar-Stiftung ist eine Non-Profit-Organisation und wurde 1992 von den Schweizer Hilfswerken Brot für alle, Caritas, Fastenopfer, HEKS, Helvetas und Swissaid gegründet.

Max Havelaar ist die Hauptfigur eines Romans, erschienen im Jahr 1860 unter dem Titel «Max Havelaar oder die Kaffeeversteigerungen der Niederländischen Handels-Gesellschaft». Der Autor, Eduard Douwes Dekker, schrieb sein zum Teil autobiografisches Buch unter dem Pseudonym Multatuli. Dekker lebte seit seinem 18. Lebensjahr in den niederländischen Kolonien als Angestellter des Staates. Er wehrte sich erfolglos gegen die dortigen Missstände und quittierte zuletzt den Dienst.

Der Roman und seine Hauptfigur Max Havelaar sind in den Niederlanden sehr populär. Als in Holland 1988 die erste Fairtrade-Organisation gegründet wurde, gab sie sich aus symbolischen Gründen den Namen Max Havelaar. Dieser Name wurde später von verschiedenen neu gegründeten Fairtrade-Organisationen übernommen, unter anderem auch in der Schweiz.

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Nein. Die Max Havelaar-Stiftung vergibt ein Label für nachhaltig angebaute und fair gehandelte Rohstoffe und Produkte und ermöglicht so Konsumentinnen und Konsumenten, einen wichtigen entwicklungspolitischen Beitrag zu leisten.

Im Unterschied zu verschiedenen firmeneigenen Nachhaltigkeitsprogrammen ist das Fairtrade-Label ein Gütesiegel mit transparenten Standards und einer marktunabhängigen externen Kontrolle. Die internationalen Fairtrade-Standards enthalten Anforderungen auf allen drei Säulen der Nachhaltigkeit (Handel, Soziales und Umwelt). Was Fairtrade zusätzlich auszeichnet, ist die Förderung der selbstbestimmten Entwicklung der Produzentinnen und Produzenten und die Stärkung und Weiterentwicklung der Organisationen, die in den Fairtrade-Standards festgehalten ist. Einen wesentlichen Unterschied sehen wir ausserdem gegenüber Initiativen, welche die nachhaltige Produktion fördern, und dem Ansatz von Fairtrade Max Havelaar, welcher nebst den Anforderungen an den Anbau auch Kriterien im Bereich Organisation und Handel setzt.

Die Max Havelaar-Stiftung (Schweiz) ist eine Non-Profit-Organisation und seit 2001 selbsttragend. Die Finanzierung erfolgt über Einnahmen durch Lizenzgebühren, welche die Stiftung für die Vergabe des Fairtrade-Labels von ihren Handelspartnern erhält.

Das Fairtrade-Label

Das Fairtrade-Label steht für nachhaltig angebaute und fair gehandelte Rohstoffe und Produkte. Fairtrade verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz, bei dem nebst Anforderungen an den nachhaltigen Anbau, auch die demokratische Organisation der Produzenten und fairer Handel zentral sind.

Neben dem Produkt-Label, das ein ganzes Produkt als Fairtrade zertifiziert, gibt es auch Labels, die sich auf einzelne Fairtrade-Zutaten beziehen.
 

Das Fairtrade-Label steht für den Optimismus von Produzentenfamilien und Arbeiterinnen und Arbeitern im globalen Süden. Die zwei ineinandergreifenden Formen symbolisieren die Verbindung der Bedürfnisse der Produzenten nach einem selbstbestimmten Leben mit dem Wunsch von Konsumentinnen und Konsumenten nach mehr Gerechtigkeit.

Blau steht für Chancen und Möglichkeiten, Grün ist die Farbe der Hoffnung und des Wachstums. Die Form im Zentrum zeigt einen Menschen mit gehobenem Arm. Dies symbolisiert, dass bei Fairtrade immer die Menschen in den Herkunftsländern der Rohstoffe und Produkte im Zentrum stehen.

Fragen rund um den Kauf von Produkten mit dem Fairtrade-Label

Insgesamt gibt es in der Schweiz über 3'000 Produkte mit dem Fairtrade-Label. Einzelne Produkte können mit dem Produkt-Finder ausfindig gemacht werden.

Weitere Informationen wie Absatzzahlen und Bio-Anteil zu den einzelnen Rohstoffen und Produkten gibt es auf der jeweiligen Produktseite.

Hier ist zu unterscheiden zwischen der Produkt-Zertifizierung und dem zusätzlichen Ansatz der Fairtrade-Programme, die ein Engagement auf Ebene eines einzelnen Rohstoffs erlauben.

Damit das rechteckige schwarzhinterlegte Produkt-Label auf einem zusammengesetzten Produkt angebracht werden darf, müssen alle Inhaltsstoffe, die als Fairtrade-zertifizierter Rohstoff erhältlich sind, zu 100% Fairtrade sein ("All that can be, must be Fairtrade"). Solche zusammengesetzte Produkte, die das Produkt-Label tragen, müssen insgesamt zu mindestens 20 Prozent aus Fairtrade-zertifizierten Inhaltsstoffen bestehen.

Mit den Fairtrade-Programmen ist es zusätzlich möglich, dass Fairtrade-zertifizierte Produzentenorganisationen ihre Ernten auch an solche Firmen verkaufen, die sich auf Ebene einzelner Rohstoffe für Fairtrade engagieren möchten. Das Fairtrade Kakao-Programm beispielsweise erlaubt Unternehmen grosse Mengen Fairtrade-Kakao einzukaufen, z.B. den gesamten Kakao für die Produktion ihrer Schokoriegel, Kuchen und Guetzli. Dieses Programm erlaubt es Unternehmen somit – als Alternative zur existierenden Produkt-Zertifizierung – sich bei Kakao als einzelnen Rohstoff für Fairtrade zu engagieren. Die Fairtrade-Programme gibt es neben Kakao auch für Zucker und Baumwolle.

Mehr zu den unterschiedlichen Labeloptionen und zu den häufig gestellten Fragen zu den Fairtrade-Programmen.

Das Fairtrade-Label steht für faire Bedingungen für die Produzenten sowie entlang der gesamten Handelskette. Bei den meisten Artikeln mit dem Fairtrade-Label, wie Kaffee, Blumen, frische Früchte oder Nüsse, ist eine vollständige physische Rückverfolgbarkeit gewährleistet. Bei einigen Produkten – insbesondere bei Kakao, Zucker, Fruchtsäften und Tee – ist es jedoch aufgrund ihrer Transport- und Verarbeitungsbedingungen nicht immer möglich, die fair und konventionell gehandelten Rohstoffe in der Weiterverarbeitung strikt zu trennen. Es besteht also die Möglichkeit, dass ein Schokoladenriegel mit Fairtrade-Label nur einen Anteil fair gehandelten Kakaos enthält, dafür aber die entsprechende fehlende Menge Fairtrade-Kakao in einem anderen Schokoladenriegel desselben Herstellers enthalten ist, der ohne Fairtrade-Label verkauft wird. Für die Kakaobauern macht dies keinen Unterschied, da sie immer den entsprechenden Mindestpreis und die Prämien für die Menge Kakao erhalten, die für die Produktion der Fairtrade-gelabelten Schokoladeriegel benötigt wird. Wer Fairtrade-Produkte herstellt, kauft nachweislich die für deren Herstellung benötige Menge an Rohstoffen von Fairtrade-Produzenten zu fairen Bedingungen ein. Der Geld- und Warenfluss wird von FLOCERT kontrolliert.

Weitere Informationen zur Rückverfolgbarkeit von Produkte

Falls Sie zum Beispiel Blumen oder Bananen mit dem Fairtrade-Label gekauft haben, finden Sie unterhalb des Logos eine Nummer, welche mit Fairtrade-Code oder FLO-ID angeschrieben ist. Wenn Sie auf der Startseite unserer Website unter "Produzenten-Finder" die Nummer eingeben, erhalten Sie weiterführende Informationen zu diesem Produkt, beispielsweise über die Produzenten, die das von Ihnen gekaufte Produkt angebaut haben.

Das Fairtrade-Label steht für nachhaltigen Anbau und fairen Handel mit Kleinbäuer:innen oder Plantagenarebiter:innen im globalen Süden. Der faire Handel ist eine Strategie zur Armutsbekämpfung. Dies ist die Kernkompetenz des Fairtrade-Systems und somit auch die Aufgabe von Fairtrade Max Havelaar.

Umwelt und Klima

Das Fairtrade-Label ist schwerpunktmässig ein Soziallabel. Der Kriterienkatalog des fairen Handels beinhaltet aber auch Umweltkriterien. Es wird zum Beispiel verlangt, dass der Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel, falls solche gebraucht werden, laufend reduziert wird. Auch für den Schutz des Grundwassers und für die Abfallbewirtschaftung gilt es, Regeln einzuhalten. Wenngleich biologische Produktion keine Bedingung für das Fairtrade-Label ist, sind immer mehr Fairtrade-Produkte auch Bio-zertifiziert. 51% aller Fairtrade-Produzentenorganisationen verfügen heute über ein Bio-Siegel. 

Ausserdem erhalten die Produzenten für biologisch angebaute Produkte eine Zusatzprämie, die "Bio-Prämie" resp. einen höheren Preis. Dadurch werden die Produzentenorganisationen auf die wachsende Nachfrage nach Bioprodukten aufmerksam gemacht und dazu ermuntert, die Bio-Zertifizierung anzustreben. Diese Zertifizierung wird durch Organisationen erteilt, die über das entsprechende Know-how verfügen und die Kontrollen durchführen.

Weitere Informationen zum Bio-Anteil einzelner Rohstoffen und Produkte gibt es auf der jeweiligen Produktseite.

Eine Studie von myclimate aus dem Jahr 2006 belegt, dass die auf dem Luftweg importierten Fairtrade-zertifizierten Rosen vier Mal weniger Energie benötigen als Blumen, die in geheizten europäischen Gewächshäusern produziert werden. Die Aufzucht von Schnittblumen in Treibhäusern erfordert Energie für Beheizung, Beleuchtung und Wasserversorgung.

Aufgrund der idealen Klimabedingungen in den Herkunftsregionen der Fairtrade-zertifizierten Blumen (Afrika, Südamerika und Indien) ist keine Beheizung und Beleuchtung notwendig. Dieser immense Energieverbrauch fällt somit weg. Sofern saisonal bedingt erhältlich, ist es aus Klimasicht am sinnvollsten, Blumen aus regionalem Freiland-Anbau zu kaufen.

Fragen und Antworten zum Thema Fairtrade-Rosen

Weitere Informationen

Fairtrade Max Havelaar stellt eine Reihe Info-Materialien zur Verfügung. Jahresberichte, Produkt-Factsheets, Flyer, Medienmitteilungen,  Studien- und Fachartikel, Clips und Videos und weitere  Hintergrundmaterialien finden Sie in der Rubrik Materialien. In unserem Newsroom gibt es ausserdem aktuelle Meldungen rund um Fairtrade Themen. Abonnieren Sie auch unseren Newsletter

Auf unserer Website informieren wir über verschiedene Möglichkeiten für Schulen, über Themen rund um den fairen Handel auf dem Laufenden zu bleiben.

Es gibt verschiedenen Unterrichtseinheiten zum fairen Handel sowie Fairtrade Max Havelaar. Lehrkräfte können Unterrichtsmaterial kostenlos herunterladen auf Kiknet (Internetplattform für Lehrkräfte).

Auch Caritas Schweiz bietet Schulungsunterlagen zum Thema fairer Handel an.

Die Stiftung Bildung und Entwicklung offeriert auf ihrer Website ebenfalls Unterrichtsmaterialien, Informationsmaterial und Ideen für Themen.

Kontaktieren Sie die Max Havelaar-Stiftung per Mail (info@maxhavelaar.ch) oder Telefon (044 278 99 00).

Private Besuche sind bei den zertifizierten Produzenten aus folgenden Gründen leider nicht möglich: Die Produzenten werden gemäss international festgelegten Bedingungen zertifiziert (siehe auch die Webseite unseres Netzwerks Fairtrade International www.fairtrade.net) und liefern somit auch in andere Länder. Sie erhalten regelmässige Kontrollbesuche von Inspektoren/Inspektorinnen sowie auch von Vertretern der einzelnen Organisationen, die diesem Netzwerk angeschlossen sind (d.h. von unseren annähernd 20 Partnern in Europa/Nordamerika). Besuche privater Personen aus all den angeschlossenen Ländern wären somit ein zusätzlicher zeitlicher Aufwand. Da es nicht möglich ist, alleine eine Farm und ihre Felder zu betreten, wäre dies nur mit einer Begleitung durchführbar, was wiederum für die entsprechenden Personen einen Mehraufwand und Unterbruch des Arbeitsablaufes bedeutet. Deshalb raten wir von diesen Besuchen ab.