Die Gebana Burkina Faso in Burkina Faso

Gebana Burkina Faso exportiert Cashews und getrocknete Mangos aus Burkina Faso. Beide Produkte entstehen vollständig vor Ort. Das erhöht die Wertschöpfung im Ursprungsland und schafft Arbeitsplätze: 560 Menschen verarbeiten heute bei gebana Burkina Faso Mangos und Cashews von 2757 Bauernfamilien.

Burkina Faso gilt als eines der ärmsten Länder der Welt. Laut UNDP-Statistik belegt Burkina Faso Platz 174 unter 177 Ländern. Das bedeutet unter anderem, dass 44 Prozent der Bevölkerung unter der absoluten Armutsgrenze leben. Insgesamt spielt die Landwirtschaft in Burkina Faso eine besonders wichtige Rolle: Sie trägt zu 38 Prozent zum BIP bei, stellt 80 Prozent der Export-Erlöse dar und beschäftigt 90 Prozent der Bevölkerung.

Ort/Land
Bobo-Dioulasso, Burkina Faso

FLO-ID
3419


Trocknung der Mangos bei Gebana Afrique

 

Aus Fairtrade-Prämie realisierte Projekte

 

Die Verarbeitung von Mangos und Cashews

Die Trocknung der Mangos erfolgt direkt in den Verarbeitungsanlagen vor Ort, in denen vorwiegend Frauen tätig sind. Im getrockneten Zustand werden die Mangos von gebana Burkina Faso noch auf qualitative Mängel geprüft und schliesslich für den Export per Schiff vorbereitet. Da die Erntezeit der Mangos in die Regenzeit fällt, war bisher der Einsatz von kostspieligen Gastrocknern unumgänglich. Dank eines Partnerschaftsprojektes mit dem Ökozentrum Langenbruck und myclimate, bei dem ein solares Trocknungssystem entwickelt wird, kann zukünftig auf Gastrockner verzichtet werden. Die Cashewkerne werden in der Verarbeitungsanlage von gebana Burkina Faso von Hand geknackt. Diese Arbeit ist anstrengend und gefährlich, da die Schalen der Cashews beim Knacken eine ätzende Säure freisetzen. Die Arbeiterinnen von gebana schützen ihre Augen mit Schutzbrillen und ihre Hände mit Cashew-Öl. Dieses Öl gewinnt gebana vor Ort aus öligen Kernen, die nicht für den Verzehr geeignet sind. Das Cashew-Öl wirkt wie ein natürlicher Gegenspieler der ätzenden Säure der Schale. Während der Arbeit benetzen die Frauen ihre Hände regelmässig mit dem Cashew-Öl. So verhindern sie, dass die Schalensäure ihre Haut angreift. Am Ende des Arbeitstages reinigen sie sich mit Maismehl und Zitronensaft, was wesentlich effizienter ist als Seife. Verschiedene Versuche mit Handschuhen schlugen nach Aussage von gebana leider fehl. Die einzige wirkliche Alternative wäre es, den Knackprozess vollständig zu mechanisieren. Das stellt gebana aber vor ein Dilemma. Denn obwohl das Knacken von Hand anstrengend und gefährlich ist, stehen die Frauen in Burkina Faso vor den Fabriktüren Schlange. Sie wollen bei gebana arbeiten, um ein geregeltes Einkommen zu haben und weil die Arbeitsbedingungen besser sind als anderswo. Per 1.7.2019 erhöhte gebana die Grundlöhne in der Cashew-Produktion um 10 Prozent. Ab Juni 2020 will das Unternehmen einen Stundenlohn erreichen, der ein Drittel über dem Mindestlohn liegt – gerechnet mit einer 40-Stunden-Woche.

 

Die ProduzentInnen von Gebana

Bei den Mangoproduzentinnen handelt es sich um Kleinbauern und Bäuerinnen aus der Region Banfora im Südwesten Burkina Fasos. Die insgesamt 35 Gruppen, die in drei Verbänden zusammengefasst sind, bauen neben Mangos auch Cashewnüsse für den Export, sowie Hirse und Mais für den Eigenbedarf an. Einige Familien verfügen über eigenes Land, andere produzieren auf Gemeinschaftsflächen. Sie bauen alle zu 100 Prozent organisch-biologisch an und werden von ECOCERT kontrolliert.

 

Trockenfrucht-Projekte seit den 1980er Jahren

Erste Trockenfrucht-Projekte in Burkina Faso entstanden unter der Regierung Sankara (1983 - 87), die sich der marginalisierten Bevölkerung verpflichtet fühlte und viele Programme zur Ernährungssicherheit im Rahmen einer allgemeinen Genderpolitik startete. In den Jahren danach förderte die Nachfolgeregierung vor allem die exportorientierte landwirtschaftliche Produktion. Massiver Baumwollanbau ging zu Lasten der Nahrungsmittelsicherheit und schuf grosse Monokulturen, die der Entwaldung und Versteppung des Landes Vorschub leisten. In diesem Zusammenhang stellt der organisch-biologische Fruchtanbau eine wichtige wirtschaftliche Alternative und ein wirksames Mittel zur Förderung des Umweltbewusstseins dar. Im Jahr 2000 suchte die gebana AG nach getrockneten Mangos für einen Schokoriegel. In Burkina Faso wurde die Firma aus Zürich schliesslich fündig und stieg schon kurze Zeit später selbst in das Geschäft mit getrockneten Mangos ein. 2006 gründeten gebana ihre Tochterfirma gebana Afrique. Die Firmengeschichte war seit jeher gezeichnet von Auf und Abs. Im Jahr 2016 glaubte das Team von gebana, alle Altlasten des Aufbaus abgeschrieben zu haben und erreichte tatsächlich ein positives Jahresresultat. Doch die Freude währte nur kurz. 2017 fiel die Mango-Ernte sehr schlecht aus, die Preise für Roh-Cashews stiegen aufgrund von internationalen Marktentwicklungen enorm an. Preise, die gebana nicht rechtzeitig an Kunden weitergeben konnte. Die Firma musste die Produktion drosseln. Ein geplanter und überfälliger Umbau im Management von gebana Afrique drückte zusätzlich auf die Kosten der Firma. Alles zusammen führte dazu, dass gebana Afrique am Jahresende vor einem Verlust von fast 1 Million Euro stand. Hilfesuchend wandte sich gebana an Kundinnen und Investoren, um das Unternehmen in Burkina Faso zu erhalten. Fast 3000 Kundinnen erklärten sich bereit, zwischen 1 und 1000 Kilo Cashewkerne oder getrocknete Mangos zu kaufen, diese aber erst fünf Jahre später zu erhalten. Einige institutionelle Investoren erhörten ebenfalls den Ruf. Mit vereinten Kräften gelang die Sanierung und aus gebana Afrique wurde gebana Burkina Faso. Ein Unternehmen, das heute 560 Mitarbeitende beschäftigt und die Rohwaren von 2757 Bauernfamilien verarbeitet.

 

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