Fairtrade-Baumwolle
So funktioniert der faire Handel
Auf der ganzen Welt sind etwa 100 Millionen Haushalte in 70 Ländern an der Produktion von Baumwolle beteiligt. Baumwolle ist besonders für die Menschen in West- und Zentralafrika, in Indien, Pakistan und Zentralasien eine wichtige Einnahmequelle.
Produktinfos Schweiz
- Lancierung: 2005
- Herkunft: Ägypten, Burkina Faso, Indien, Kirgistan, Mali
- Absatz: 118'000 Produkte (2019) - Absatzentwicklung
- Bioanteil: 78%
Das Fairtrade-Label für Baumwolle steht für fair angebaute und gehandelte Rohbaumwolle, die über alle Produktionsschritte direkt rückverfolgbar ist und getrennt von Nicht-Fairtrade-Baumwolle weiterverarbeitet wird. Die Baumwolle in Textilien, die dieses Label tragen, ist zu 100 Prozent Fairtrade-zertifiziert. Mehr zur Rückverfolgbarkeit der Baumwolle.
Das Fairtrade-Rohstoff-Label für Baumwolle bedeutet, dass sich ein Textil-Unternehmen verpflichtet hat, einen bestimmten Anteil der für die Produktion benötigten Baumwolle in Fairtrade-Qualität zu beziehen. Diese vereinbarte Menge Rohbaumwolle wird zu Fairtrade-Bedingungen eingekauft und ist ab der Spinnerei indirekt, d.h. mittels Dokumentation bei FLOCERT, rückverfolgbar. Mehr zur Rückverfolgbarkeit der Baumwolle.
Herausforderungen
- Baumwolle wird nicht wie Kaffee an der Börse gehandelt. Die Preise sind von Land zu Land unterschiedlich und hängen stark von der Qualität der Baumwolle ab. Durch Subventionen der Industrieländer sinken die Baumwollpreise.
- Ausbeuterische Kinderarbeit ist auf den Baumwollfeldern in Afrika und Asien weit verbreitet.
- Gentechnisch modifiziertes Saatgut bedroht die Existenz der Baumwollbauernfamilien.
Warum Fairtrade den Unterschied macht
Fairtrade ist ein ganzheitliches Konzept, welches Kleinbauernfamilien eine Alternative bietet.
Der Fairtrade-Mindestpreis hilft den Bauernfamilien, die Kosten einer nachhaltigen Produktion zu decken. Er richtet sich nach den verschiedenen Baumwoll-Qualitäten und Anbauregionen. Wenn der lokale Marktpreis über dem Fairtrade-Mindestpreis liegt, muss der höhere Preis bezahlt werden. Der Fairtrade-Mindestpreis für Bio-Baumwolle ist höher, als der für konventionell angebaute Baumwolle.
Zusätzlich zum Fairtrade-Mindestpreis muss der Käufer eine Fairtrade-Prämie von 5 Cent pro Kilogramm Fairtrade-Baumwolle bezahlen. Die Produzentinnen und Produzenten verwenden diese Prämie für Gemeinschaftsprojekte: zum Beispiel Bildungs-, Gesundheits- oder Infrastrukturprojekte.
Fairtrade-Produzentenkooperationen sind meist kleine Familienbetriebe, die sich in Kooperativen zusammenschliessen oder Organisationen die den Bäuerinnen und Bauern gehören und die demokratisch geführt werden. Die einzige Ausnahme besteht in Indien und Pakistan: Dort gibt es einige Bauern-Gemeinschaften, die nicht in Kooperativen organisiert sind. Sie geben ihre Baumwolle weiter an ein Unternehmen, das die Baumwolle für sie weiterverkauft und das sich ebenfalls an die Fairtrade-Standards halten muss. Dieses Unternehmen ist dafür verantwortlich den Mehrerlös, der durch den Verkauf der Fairtrade-Baumwolle erzielt wurde, an die Bäuerinnen und Bauern weiterzugeben.
Fairtrade verbietet ausbeuterische Kinderarbeit sowie Zwangsarbeit und erachtet die Übereinkommen der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO) als die massgeblichen Standards zum Thema Kinderarbeit. Überall wo die Gefahr von ausbeuterischer Kinderarbeit besteht oder Kinderarbeit aufgedeckt wird, sind die Massnahmen, die sich aus diesen Grundsätzen ergeben, anzuwenden. Die Erfolge des fairen Handels zeigen, dass Massnahmen zur Stärkung von Produzentenfamilien durch gerechtere Entlöhnung und eine schulische Ausbildung für die Kinder dazu beitragen können, Kinderarbeit zu vermeiden und die Lebensverhältnisse gesamter Familien langfristig zu verbessern.
Fairtrade steht für strenge Umweltstandards zum Schutz der Gesundheit und zur Sicherheit der Kleinbauernfamilien, zur Erhaltung der Natur und für das Verbot von gentechnischverändertem Saatgut und gefährlichen Chemikalien. Die Kleinbauernfamilien verpflichten sich ausserdem zum möglichst effizienten Wassereinsatz beim Anbau. Zusätzlich wird bei Abnahme von Bio-Baumwolle ein Bio-Aufschlag für die Ware ausbezahlt.
In der weiteren Verarbeitungskette wird der Warenfluss der Fairtrade-Baumwolle kontrolliert sowie international anerkannte Social Compliance Anforderungen verlangt. D.h. sämtliche Verarbeitungsstufen müssen bei der Zertifizierungsstelle FLOCERT registriert sein und einen Social Compliance Nachweis erbringen. Dieser beinhaltet elf ILO-Konventionen, wovon einige sogar über die Kernkonventionen hinausgehen – so auch der Punkt "Arbeitssicherheit und Gesundheit".