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Im Reich der Kakaobäume

Reisen Sie mit uns nach Côte d’Ivoire in Westafrika! Hier leben etwa 26 Millionen Menschen, von denen rund zwei Drittel in der Landwirtschaft tätig sind. Wie geht es den Menschen hier? Welche Projekte werden realisiert, und was bewirken FAIRTRADE-Maßnahmen? Am Beispiel der FAIRTRADE-Kooperative CAUD erhalten wir einen kleinen Einblick in die Welt des Kakaoanbaus.

Gemeinsam ist man stärker als allein – nach diesem Prinzip schließen sich FAIRTRADE-Bäuerinnen und -Bauern im Globalen Süden zu Kooperativen zusammen, in denen sie Infrastrukturen aufbauen, von denen alle profitieren und die ihnen zu mehr Gewicht in den globalen Lieferketten verhelfen. Eine dieser Gemeinschaften finden wir in der Region Lôh-Djiboua in Côte d’Ivoire. Es ist die „Coopérative Agricole Unité de Divo“, kurz CAUD. Das erklärte Ziel dieser FAIRTRADE-Genossenschaft ist ein besseres Leben für die Menschen in der Region.

Eine neue Studie des Impact Instituts bescheinigt den Erfolg des gemeinsamen Weges: In den vergangenen vier Jahren sind die Fälle von extremer Armut unter den FAIRTRADE-zertifizierten Kakaobauernfamilien in Côte d’Ivoire gesunken; im Schnitt sind ihre Haushaltseinkommen sogar um 85 Prozent gestiegen (siehe auch Seite rechts). Doch es ist nicht nur der FAIRTRADE-Mindestpreis, der einen Unterschied macht, sondern vor allem auch die FAIRTRADE-Prämie. Bei CAUD hat sie es ermöglicht, zahlreiche Projekte zu realisieren, die der gesamten Gemeinschaft der Region zugutekommen. Mit den Geldern finanzierte man beispielsweise eine Dorfwasserpumpe, und man baute ein zentrales Lagerhaus sowie eine Grundschule mit eigener Toilette.

Frauenförderung

CAUD zählt heute, keine 20 Jahre nach der Gründung, 1399 Mitglieder, darunter 121 Frauen. Die Förderung von Frauen ist der Genossenschaft sehr wichtig, unter anderem lässt sie in der „Women School of Leadership“, einem Projekt von Fairtrade Africa, Frauen und Mädchen in Führungsqualitäten ausbilden. Die ersten Früchte dieser Aktivitäten kann man schon sehen: Frauen organisieren sich, zeigen Initiative und entscheiden selbst, was für sie am besten ist. Es gibt zahlreiche weitere Projekte, unter anderem zwei Zentren zur Alphabetisierung sowie einen eigenen Spar- und Darlehensverein.

Die Kooperative legt großen Wert darauf, die Produktivität ihrer Mitglieder und die Qualität ihrer Produkte zu steigern. Sie organisiert daher für die Kleinbäuerinnen und -bauern praxisorientierte Schulungen in Sachen Landwirtschaft und Ökologie. Darüber hinaus hilft sie ihnen mit Pflanzenschutz- und Düngemitteln sowie mit Saatgut für Gemüse. Die CAUD-Mitglieder bauen neben Kakao auch andere Nahrungsmittel wie Mais, Reis, Maniok, Auberginen und Okra an, außerdem Palmen und Kautschuk. Für den Gemüseanbau wurde für einen Hektar Fläche ein eigenes Bewässerungssystem geschaffen. Ein weiteres Projekt ist das Pflanzen Schatten spendender Bäume: Kakaobäume fühlen sich nämlich in der prallen Sonne, der sie in Monokulturen ausgesetzt sind, nicht wohl. Außerdem werden im Schutz großer Bäume die Temperatur und Feuchtigkeit besser reguliert.

Mitglied von ECOOKIM

Ein wichtiges Jahr für CAUD war 2014, als sie der Union ECOOKIM beitrat. ECOOKIM ist ein Zusammenschluss von 27 Kakao- und 3 Cashew-Genossenschaften, in dem insgesamt 32.253 Bäuerinnen und Bauern vereint sind. Das System funktioniert ganz einfach: Die Genossenschaften sammeln die Kakaoernten ihrer Mitglieder ein und verkaufen sie an ECOOKIM. Durch ausgezeichnete Geschäftsbeziehungen ist es ECOOKIM möglich, die Bohnen professionell zu vermarkten und weltweit zu exportieren. Durch den Zusammenschluss haben sich für CAUD ein viel größerer Abnehmermarkt und damit ganz neue Möglichkeiten ergeben.

ECOOKIM besteht seit 2004. 2010 wurde die Union FAIRTRADE-zertifiziert, damit gehört sie zu den ersten FAIRTRADE-Kooperativen in Côte d’Ivoire. Die Organisation hat sich einer Reihe von Zielen verschrieben, die auch von FAIRTRADE angestrebt werden: unter anderem dem Schutz der Umwelt und von Kinderrechten, der Verbesserung der Lebensbedingungen der Bauernfamilien und der Frauenförderung. Um der Entwaldung entgegenzuwirken, wurden beispielsweise in zwei Jahren eine Million Setzlinge produziert und verteilt sowie in Zusammenarbeit mit den Gemeinden 100 Hektar Wald aufgeforstet. ECOOKIM installiert Komitees zur Bekämpfung von ausbeuterischer Kinderarbeit, finanziert Schulen, Kantinen, Toiletten und Wasserpumpen für die Gemeinden, stellt Fahrzeuge für seine Mitglieder zur Verfügung, baut Mühlen und gewährt auch Kredite.

Herausforderungen der Zukunft

Auch wenn CAUD mit ECOOKIM einen starken und verlässlichen Verbündeten an der Seite hat – einfach war es nicht immer. Die Finanzierung neuer Projekte wie die Umstellung auf andere Agrarprodukte ist immer ein Thema. Anfangs war es auch schwierig, Darlehen für den Schulbesuch der Kinder aufzubringen. Doch auch den Klimawandel spürt man in Côte d’Ivoire immer stärker, insbesondere durch die ausgedehnten Dürreperioden. Kakaobäume gedeihen am besten in feuchtem Klima, für gute Erträge benötigen sie viel Wasser. Die Zukunft hält also einige Herausforderungen bereit, doch die Kleinbäuerinnen und -bauern von CAUD glauben fest an sich: Ihr Ziel ist es, sich wirtschaftlich und sozial noch mehr zu engagieren, um künftig mehr als 2500 Tonnen Kakaobohnen zu produzieren und damit zur führenden Genossenschaft in Lôh-Djiboua aufzusteigen.

Dieser Artikel ist in der FAIRTRADE Kakaozeitung 2022 erschienen.