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Es ist Zeit, über Kinderarbeit zu sprechen

160 Millionen Kinder sind laut Schätzungen der UNO weltweit von Kinderarbeit betroffen. Und es werden immer mehr. Deshalb ist es an der Zeit, über Kinderarbeit zu sprechen und alle Akteure aufzufordern, aktiv zu werden und Massnahmen zu ergreifen.

Mit der Fairtrade-Prämie wird ein Hausaufgabenraum für Kinder von Bananenbäuer:innen und -arbeiter:innen in einer Fairtrade-Kooperative in der Dominikanischen Republik finanziert. Foto: Fairtrade / José García

Die Zahl der Kinder, die weltweit von Kinderarbeit betroffen sind, ist auf 160 Millionen gestiegen. Dies entspricht einer Zunahme von 8,4 Millionen Kindern in den letzten vier Jahren. Weitere 9 Millionen Kinder laufen Gefahr, bis Ende 2022 aufgrund der Pandemie in die Kinderarbeit gedrängt zu werden. Arbeitsplatz- und Einkommensverluste, Schulschliessungen und das Fehlen eines angemessenen sozialen Schutzes und einer Priorisierung der Kinderrechte haben dazu geführt, dass Kinder, die bereits arbeiten, insbesondere in der ländlichen Landwirtschaft, dies unter immer schlechteren Bedingungen tun.

Kinderarbeit ist ein tief verwurzeltes, systemisches Problem
Es besteht kein Zweifel, dass Kinderarbeit die stille Geissel unserer globalen Wirtschaft und ein Produkt eines ungerechten globalen Handelsökosystems ist. Und es besteht kein Zweifel daran, dass Kinderarbeit das Ergebnis tief verwurzelter systemischer Probleme ist, insbesondere endemischer Armut. Doch während Fairtrade weiterhin den Grundstein für den Kampf gegen wirtschaftliche Ungleichheit legt, ist die düstere Realität, dass COVID-19, der Klimawandel und die steigende Inflation die Lebensgrundlage von Kleinbäuer:innen zunehmend gefährden.

Über die Runden zu kommen ist für Kleinbäuer:innen ein täglicher Kampf
Viele dieser Bäuer:innen sind jetzt an der Grenze ihrer Belastbarkeit angelangt. Und die zusätzliche wirtschaftliche Instabilität der ohnehin schon schwachen Gemeinschaften bedeutet, dass bis Ende 2022 noch mehr Kinder zur Kinderarbeit gezwungen werden könnten. Kein Elternteil möchte, dass sein Kind arbeitet, anstatt zur Schule zu gehen. Aber die Realität des täglichen Kampfes, um über die Runden zu kommen, ist hart, besonders für Kleinbäuer:innen. Das sind die Gemeinschaften, für die sich Fairtrade einsetzt. Wir können dies jedoch nicht allein tun. Denn es ist eine Tatsache, dass keine Organisation oder Initiative allein die Kinderarbeit beenden kann.

Eine gerechte Zukunft für alle
Wenn wir es mit der Abschaffung der Kinderarbeit ernst meinen, muss jeder in der Lieferkette - von den Konsument:innen über den Detailhandel bis hin zu den Händler:inen und Kooperativen - seinen Beitrag leisten. Das bedeutet:

  • Händler:innen und Einkäufer:innen müssen höhere Preise zahlen, die ein existenzsicherndes Einkommen ermöglichen.
  • Detailhandel, Händler:innen und Einkäufer:innen von Kaffee, Kakao, Bananen und anderen Rohstoffen müssen mehr tun, um Kleinbäuer:innen bei der Modernisierung ihrer Betriebe und der Anpassung an den Klimawandel zu unterstützen – auch finanziell. 
  • Konsument:innen müssen die Nachfrage nach fairen Produkten ankurbeln, damit die Kooperativen ihren Fairtrade-Absatz steigern und die Vorteile an ihre Bäuer:innen und Arbeiter:innen weitergeben können.
  • Regierungen müssen gesetzgeberische Massnahmen ergreifen, um junge Menschen und Minderjährige zu schützen und ihre Rechte zu gewährleisten, einschliesslich des Baus angemessener Bildungseinrichtungen, die ihnen und ihren Gemeinschaften dienen.
  • Und Organisationen wie Fairtrade müssen ihre Bemühungen zur Beseitigung von Kinderarbeit vor Ort beschleunigen und ihre Arbeit zur Beseitigung der tiefsitzenden Ungerechtigkeiten, von denen Kleinbäuer:innen und Arbeiter:innen betroffen sind, verstärken.

Es ist an der Zeit, über Kinderarbeit zu sprechen und alle Akteure aufzufordern, aktiv zu werden und Massnahmen zu ergreifen. Denn nur wenn wir gemeinsam auf eine Zukunft ohne Kinderarbeit hinarbeiten, können wir eine Zukunft sicherstellen, die wirklich für alle gerecht ist.