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Einkommen für Fairtrade-Kakaobauern steigt

Eine aktuelle Studie zeigt: Einkommen in Côte d'Ivoire sind deutlich gestiegen, höhere Kakaopreise dennoch dringend nötig.

Aktuelle Vergleichsstudie: Die Einkommen für Fairtrade-Kakaobäuerinnen und -bauern in Côte d'Ivoire sind im Vergleich zum ersten Untersuchungszeitraum 2016/2017 um 85 Prozent gestiegen.

  • Höhere Fairtrade-Mindestpreise für Kakao zeigen Wirkung
  • Viele Kakaobäuerinnen und -bauern leben jedoch weiter in Armut
  • Existenzsichernde Preise erreichen: Industrie und Handel sind gefragt

Fairtrade-Kakaobäuerinnen und -bauern im westafrikanischen Côte d'Ivoire haben ihr Einkommen in den letzten Jahren um 85 Prozent gesteigert. Der Anteil derer, die in extremer Armut leben, sank deutlich. Das zeigen Ergebnisse einer aktuellen Studie. Durchschnittlich lag das jährliche Haushaltseinkommen einer Kakaobauernfamilie 2020/2021 demnach bei 4.937 USD und damit 85 Prozent höher als im Untersuchungszeitraum der Vergleichsstudie von 2016/2017.
 

Diversifizierung und höhere Kakao-Einnahmen

Das Einkommenswachstum ist einerseits auf höhere Einnahmen aus dem Kakaoverkauf zurückzuführen, andererseits darauf, dass Einkünfte diversifiziert wurden. Dadurch sind Geld und Sachleistungen aus anderen Bereichen als dem Kakaoanbau in die Haushaltskassen geflossen.

Ein beträchtlicher Anteil der untersuchten ivorischen Kakaobäuerinnen und -bauern hat so die Grenze der extremen Armut überwunden: 61 Prozent der in der Studie untersuchten Bauernhaushalte leben oberhalb der extremen Armutsgrenze. Im Vergleichszeitraum 2016/17 waren es 42 Prozent.

Preisdruck, Produktion, Produktnachfrage: „Es gibt noch viel mehr zu tun“

„Dass die Haushaltseinkommen gestiegen sind, ist eine gute Nachricht für die Fairtrade-Haushalte in diesen schwierigen Zeiten. Dennoch gibt es immer noch viel zu viele Kakaobäuerinnen und -bauern, die kein existenzsicherndes Einkommen erzielen“, erklärt Jon Walker, Kakao-Experte bei Fairtrade. „Angesichts des anhaltenden Preisdrucks, der hohen Produktion und der gedämpften weltweiten Nachfrage sollten Markenhersteller und Einzelhändler deshalb aktiv werden: Durch langfristige Verträge, stabile Preise und programmatische Unterstützung, die Effizienz und Diversifizierung der Farmen voranbringt, können wir weitere Fortschritte für existenzsichernde Einkommen erzielen. Es gibt noch viel mehr zu tun".

Höherer Mindestpreis für Kakao zeigt Wirkung

Die Studie „Cocoa Farmer Income“ wurde von Fairtrade beauftragt und durch das niederländische Impact Institute durchgeführt. Für die Studie wurden 384 Bäuerinnen und Bauern aus 16 Fairtrade-zertifizierten Kakao-Kooperativen befragt, um Verbesserungen und Veränderungen zu messen, die seit 2016/17 stattgefunden haben – unter anderem bei der Haushaltsgröße, dem Kakaoertrag und der Diversifizierung im Anbau.

Die damalige Studie führte dazu, dass der Fairtrade-Mindestpreis und die Prämie um 20 Prozent angehoben wurden (gültig seit Oktober 2019). Fairtrade ist das einzige Zertifizierungssystem mit einem festgelegten Mindestpreis, der als Sicherheitsnetz dient, wenn die Marktpreise fallen.

Höhere Fairtrade-Verkäufe würden die Einkommen weiter steigern

In einer zweiten Forschungsfrage zeigt die Studie anhand der Befragung von 482 Farmen in 20 Kooperativen ausserdem, dass weitere Einkommenssteigerungen möglich wären, würde Fairtrade stärker nachgefragt. So könnten die durchschnittlichen Haushaltseinkommen um weitere neun Prozent steigen, wenn die Kleinbäuerinnen und -bauern ihre gesamte Kakaomengen unter Fairtrade-Bedingungen verkauften könnten. Noch deutlicher sähe die Einkommenssteigerung aus, würde für den Kakao der freiwillige Referenzpreis für existenzsichernde Einkommen gezahlt, der Fairtrade-Living-Income-Reference-Preis – der höher liegt als der Mindestpreis. Der „Best Case“: Nahezu alle Haushalte würden die Armutsgrenze hinter sich lassen, würden sie eine Produktionsmenge von 800 kg pro Hektar erreichen und dafür den Referenzpreis erhalten, so die Modellrechnung der Forschenden.

Existenzsichernde Einkommen – für eine sichere Zukunft für Mensch und Umwelt

Fairtrade setzt sich seit langem für ein existenzsicherndes Einkommen für Kleinbäuerinnen und -bauern sowie Beschäftigte in Ländern des globalen Südens ein. Definiert wird dieses „Living Income“ als ein Einkommen, das allen Haushaltsmitgliedern einen angemessenen Lebensstandard ermöglicht, einschliesslich einer ausgewogenen Ernährung, sauberem Wasser, angemessenem Wohnraum, Bildung, Gesundheitsfürsorge und anderer grundlegender Bedürfnisse. Für Fairtrade ist ein existenzsicherndes Einkommen von entscheidender Bedeutung, um die nachhaltigen Entwicklungsziele zu erreichen.

Engagiert: Partner beteiligen sich an Living Income Projekten von Fairtrade

Verschiedene Partner arbeiten bereits mit Fairtrade in Living-Income Projekten zusammen – darunter unter anderem Coop/Halba Sunray, Lidl mit Way2Go und Aldi mit Choco Changer.